Dass vegan zu leben gut für die Umwelt ist, hören wir immer wieder und um es kurz zu machen: Das stimmt auch. Aber wie hoch ist der Kosten-Nutzen-Faktor? Wie viel bringt es tatsächlich, Tierprodukte aus unserer Ernährung zu streichen, wo doch so viele Menschen großen Gefallen an dem Geschmack haben? Wir haben uns damit auseinandergesetzt.

Schon im Vorhinein möchten wir anmerken, dass wir die vegane Lebensweise nur mit Blick auf das Klima und auf die Gesundheit systematisch betrachten und ethnische Gründe ausklammern, obwohl uns bewusst ist, dass eben diese der Hauptgrund für viele waren vegan zu leben. Wir haben diese Entscheidung getroffen, da unserer Meinung nach jeder für sich selbst entscheiden sollte, ob und wie Tiere genutzt und behandelt werden sollten. Das Thema Veganismus werden wir in zwei Artikeln behandeln, um uns wirklich auf die beiden Aspekte Umwelt und Gesundheit fokussieren zu können.
Zunächst also zu den Umweltaspekten.
Wenn man von den Umweltaspekten spricht, dann lässt sich auch das Thema Welthungerbekämpfung nicht ignorieren. Bis 2050 werden fast 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben und diese werden alle Nahrung brauchen.(Quelle:https://population.un.org/wpp/Graphs/…)Mit der bisherigen Landwirtschaft wird dies allerdings nur mit größeren Ackerflächen möglich sein. Diese potenziellen Ackerflächen befinden sich allerdings zu großen Teilen dort wo sich im Moment Wald befindet. Bereits jetzt wurden riesige Flächen Urwald für die Viehhaltung in Südamerika abgeholzt. Da der Wald aber für die Umwelt wichtig ist, indem zum Beispiel die Bäume CO2 speichern und auch viele Tiere dort leben, ist es besser Ackerflächen effizient zu nutzen, anstatt immer neue Äcker anzulegen.
Aber wie nutzt man Ackerflächen effizient? Man kann auf ihnen Futter anbauen und dieses dann an Tiere verfüttern, welche man dann wiederum isst. Bei dieser Nutzung geht aber viel essen „verloren“. Die Tiere essen mehr Nährstoffe, als sie selbst, oder z.B. ihre Milch am Ende enthalten. Effizienter wäre es also, die Pflanzen selbst zu essen. Daneben gibt es aber auch noch weitere Aspekte.
Tiere stoßen durch Bakterien in ihren Verdauungssystemen natürliche Gase aus. Hunde, Mäuse, Fische, Vögel und auch wir Menschen Verdauen auf diese Weise und stoßen daher ebenfalls regelmäßig diese natürlichen Gase aus. Bei den meisten Tieren ist das unproblematisch, jedoch stellt bei Wiederkäuern das Ausstoßen von Gasen durchaus ein Problem für die Umwelt dar, denn in ihrem Verdauungssystem gibt es besonders viele Bakterien, die den Körper veranlassen diese Gase auszustoßen. Darunter auch Methan, welches um ein Vielfaches schlimmer ist als die Treibhausgase. Pflanzen ziehen CO2 aus der Luft, Wiederkäuer fressen diese dann und wandeln sie in großen Mengen Methan und andere Gase um. Das ist schlecht für die Klimabilanz.

Es gibt aber auch noch weitere klimarelevante Emissionen aus der Fleischwirtschaft. Der Transport von Futter und Tieren bedeutet weitere hohe Emissionen. Auch die Verarbeitung und Lagerung von Tierprodukten kostet durch lange Kühlung und viele Maschinen große Mengen an Energie.
All das muss man beachten, wenn man die Klimabilanz eines Lebensmittels bewerten möchte. Vergleicht man nun die Klimabilanz von Fleisch und anderen tierischen Produkten, dann fällt auf, dass Fleisch, besonders das von Wiederkäuern sehr schlecht abschneidet. (Quelle:https://link.springer.com/article/10….) Insgesamt macht die Tierhaltung weltweit 14,5 % der Mensch gemachten Treibhausgasemissionen aus. (Quelle: http://www.fao. org/news/story/en/item…)
Wenn man diese 14,5 % einsparen würde, dann wären die Treibhausgasemissionen deutlich niedriger und das Klima würde sich deutlich verbessern. Leider wäre das Problem vom Klimawandel aber noch lange nicht gelöst, wenn sich alle Menschen ab sofort vegan ernähren würden, denn 14,5% ist eine vielschichtige Zahl. Auf diese Schichten wollen wir nun genauer eingehen.
Es gibt Teile von Pflanzen, die Tiere essen können, wir aber nicht. So können Menschen zum Beispiel nur die Körner vom Mais essen, während Tiere alle Teile des Maises verwerten können. Es wäre somit also kein direkter Verlust von Ackerfläche durch Futteranbau, wobei die Tiere natürlich trotzdem eine Weide brauchen.
70% der weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen wird zur Nutztierhaltung genutzt, diese liefern aber nur 18% der Kalorien. Zunächst klingt das nach einer riesigen Verschwendung, aber es gibt Böden, die so nährstoffarm sind, dass sie fast nur als Weidefläche genutzt werden können, da dort Gras, im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen immer noch wachsen kann. Zwei Drittel der Weideflächen sind eben solches Land, das anderweitig weitgehend nutzlos ist. (Quelle: https://www.sciencedirect.com/science…)
In Ländern wie Kenia oder der Mongolei sind große Teile der lokalen Landwirtschaft und somit auch der Ernährung der lokalen Bevölkerung darauf angewiesen, diese Böden zu beweiden. Um dort vegan leben zu können, müssten Wälder abgeholzt werden, um mehr Ackerflächen zu schaffen, oder die Menschen wären dort auf Importe angewiesen.
Allerdings leben wir nicht in Kenia oder der Mongolei, sondern in Europa. Hier sind die Böden Nährstoffreich. Die Frage, ob wir dem Klima mit einer veganen Ernährung hier helfen würden wurde leider noch nicht erforscht. Es gibt allerdings Studien über die USA, die zeigen, dass die Hälfte der CO2 Emissionen durch Landwirtschaftliche dort durch Tierhaltung entsteht. Würden aber keine Tiere mehr gehalten, würde das nicht die Hälfte der Emissionen einsparen, sondern nur ein Drittel. Das rührt zum Beispiel daher, dass man dann keine natürlichen Dünger mehr hätte, sondern energiereiche Dünger herstellen müsste. Trotzdem ist ein Drittel der Emissionen viel und man würde aus der neu entstandenen Ackerfläche mehr Kalorien als aus den vorher dort weidenden Tieren gewinnen. (Quelle: https://www.pnas.org/content/114/48/E…)
Abschließend lässt sich also sagen, dass eine vegane Ernährung dem Klima hilft und die Umwelt schützt. Trotzdem ist es unrealistisch, zu erwarten, dass sich deshalb die Mehrheit der Bevölkerung dazu entscheidet, vegan oder vegetarisch zu leben. Aber nur weil man nicht komplett auf Fleisch und andere Tierprodukte verzichten möchte, heißt das nicht, dass man in Sachen Fleisch nichts für die Umwelt tun kann.
Man kann seinen Fleischkonsum reduzieren. Britische Studien zeigten, dass man, indem man ein Jahr lang statt 100g Fleisch pro Tag nur 50g Fleisch pro Tag isst, bereits so viel CO2 einspart, wie ein Flug von London nach New York verbrauchen würde. (Quelle: https://link.springer.com/article/10….). Und eine schwedische Studie bestätigt, dass die Schweden, würden sie die Hälfte des von ihnen verzehrten Fleisches durch Hülsenfrüchte ersetzen, 23% der Ackerfläche einsparen könnten. (Quelle:https://www.cambridge.org/core/journa…) Zusätzlich dazu lassen sich Emissionen durch den Transport verringern, in dem man bei regionalen Anbietern kauft.
Kleine Dinge machen einen großen Unterschied!
Victoria G.